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Schülerbefragung zum Fernunterricht 2020

Im Frühjahr 2020 war zunächst Improvisation angesagt. Nachdem  sich geordnete Wege für den Fernunterricht ausgebildet hatten, wurde Ende Mai eine Online-Umfrage bei Schülerinnen und Schülern durchgeführt. Insgesamt 390 Personen nahmen teil. Bei über 1600 Schülerinnen hätten es gerne etwas mehr sein können. Da die Einladung zur Umfrage per E-Mail verschickt wurde,  konnten digital schlecht versorgte Personen nicht erreicht werden – wobei ich davon ausgehe, dass der Anteil der Personen ohne Zugang zu E-Mail gering ist. 
Schwerpunkte der Befragung waren Geräte-Ausstattung, Internet-Zugang, die im Online-Unterricht verwendeten Kommunikationsmittel und der Zeitaufwand für Fernunterricht.

Bei den Endgeräten wurde erfragt, ob diese ständig, punktuell (gemeinsam genutzer Familien-PC) oder gar nicht zu Hause verfügbar sind.

Erwartungsgemäß verfügt jeder über ein Smartphone, 4 % der Befragten über mehrere (nicht in der Tabelle gelistet). Überraschend ist der große Anteil an Apple-Geräten, er liegt in Deutschland bei maximal der Hälfte unseres Ergebnisses. Nur knapp mehr als der Hälfte steht ein Windows-PC zur Verfügung. Etwa jeder fünften Person ist die zeitweilige Nutzung eines PCs möglich. Leider wurde versäumt zu erfragen, wie vielen Personen Microsoft Office zur Verfügung steht; es ist anzunehmen, dass dieses Softwarepaket nicht auf jedem Windows-Endgerät installiert ist (und auch nicht auf jedem Mac). Grundsätzlich gilt jedoch: Die Verfügbarkeit von Windows darf nicht erwartet werden; digitale Materialien und Aufgaben für den Fernunterricht müssen dies berücksichtigen. 
Tablets und E-Book-Reader sind eher nicht vorhanden. Das ist keine Überraschung, denn beim Trend zu immer größeren Smartphone-Displays wird die Nische, die diese Geräteklassen ausfüllen, zunehmend kleiner. Aus meiner persönlichen Sicht ist insbesondere die geringe Verbreitung von E-Book-Lesegeräten sehr bedauerlich. Schließlich gäbe es hier die Möglichkeit, Schulbücher und sonstige Unterlagen in digitaler Form bereit zu stellen, ohne befürchten zu müssen, dass im Internet gesurft wird oder Daten von Person zu Person wandern. Zudem sind die Geräte preisgünstig und verbrauchen wenig Strom – andererseits fehlen die interaktiven Elemente, die andere Digitalgeräte bieten.

Endgeräte in Schülerhand
Smartphone     390 100%
davon Android 155 40%
davon Apple 235 60%
PC/Notebook 265 68%
davon Windows 217 56%
davon Apple 48 12%
Tablet 113 29%
davon Android 53 14%
davon Apple 60 15%
E-Book-Reader 22 6%
davon Kindle 17 4%
davon andere 5 1%

Die meisten Befragten waren mit ihrem Internet-Zugang zufrieden, zwischen Festnetz und Mobilfunkanbindung zeigten sich kaum Unterschiede.

Im Mai 2020 waren Texte und Dateien die Hauptmedien des Fernunterrichts;  Dateien wurden meist in Filr – der selbst gehosteten Cloud unseres Schulnetzes – bereitgestellt*, die Kommunikation erfolgte überwiegend per E-Mail. Beide Medien kamen auch gut an. Der Stellenwert von Videokonferenzen war noch gering, er nahm im weiteren Verlauf deutlich zu. Auffällig ist das schlechte Abschneiden von Moodle. Über die Gründe kann vielfältig spekuliert werden. Sicher ist, dass Moodle umständlich zu bedienen ist, im Frühjahr oft nur träge reagierte, aber auch, dass das pädagogische Potential von Moodle nicht in vollem Maße ausgenutzt wurde.  Im Unterschied zum Einstellen von Dateien erfordert die Erstellung interaktiver Elemente Einarbeitung und einen großen Aufwand. Dabei können berufliche Schulen nur in wenigen Fächern auf vorgefertigtes Material zurückgreifen.
Werfen wir noch einen Blick auf Verfügbarkeit und Geschwindigkeit der  benutzten Plattformen. Die Befragung richtete sich hier bewusst auf die gerade zurückliegenden Wochen und nicht auf den holprigen bis desaströsen Start des Fernunterrichts. Es hatte sich inzwischen vieles verbessert, doch selbst große Plattformen wie Microsoft Teams funktionierten in der Phase des globalen Lockdown nicht mit der gewohnten Geschwindigkeit.

Etwa 70 % der Azubis wurden nach eigenen Angaben vom Betrieb für den Fernuterricht freigestellt, auch in Prüfungsklassen waren es nur 77 %. Das ist bedauerlich wenig. 

Dieser Beitrag erschien erstmals im Jahrbuch 2020/21 der LES.