Befragungen zum Fernunterricht
Bereits im ersten Lockdown 2020 wurden an der LES Befragungen zum Fernunterricht durchgeführt; der Schwerpunkt lag damals auf den äußeren Umständen – Plattformen, Technik und Freistellung von Azubis bildeten die zentralen Themen. Einen Bericht über die damaligen Ergebnisse finden Sie im Jahrbuch 2020/2021. Im Jahr 2021 wurde der Fokus mehr auf die pädagogischen Aspekte gelenkt, im Folgenden stellen wir Ihnen die Ergebnisse der Befragungen der Schülerinnen und Schüler und der Lehrkräfte vor.
Befragung der Schülerinnen und Schüler
Im Februar 2021 wurden Schülerinnen und Schüler der LES zum Fernunterricht befragt. Etwa 30 % der Schülerschaft konnte zur Teilnahme bewegt werden.
Bei der Hardwareausstattung fällt auf, dass nur etwa 60 % der Schülerinnen und Schülern Windows-PC und Drucker zur Verfügung stehen. Dies muss bei der Erstellung von Unterrichtseinheiten berücksichtigt werden. Ein Headset steht nicht einmal der Hälfte der jungen Menschen zur Verfügung. Das sind keine Voraussetzungen für ungestörtes Lernen im Fernunterricht.
Fernunterricht an der LES bestand für die große Mehrheit der Schülerinnen und Schüler aus Videokonferenzen mit Microsoft Teams. Dies beruht auch darauf, dass die LES ihren Lehrkräften gezielt Schulungen und Hilfestellungen zum Einsatz von Microsoft Teams anbot. Schülerinnen und Schüler waren mit Teams als Plattform überwiegend zufrieden.
Die im Fernunterricht angewendeten Methoden entsprechen überwiegend traditionellem Frontalunterricht. Dies ist zu einem Gutteil dem Medium Videokonferenz mit all seinen technischen Einschränkungen geschuldet. Dazu kommt aber auch, dass eine schülerzentrierte methodische Aufbereitung von Themen und Materialien für den Fernunterricht nicht von heute auf morgen für 100 % des Unterrichtspensums geleistet werden kann. Die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler kommt mit Lehrervortrag und Unterrichtsgespräch auch im Fernunterricht gut zurecht.
Zur Ergebnissicherung machen sich Schülerinnen und Schüler Notizen während des Unterrichts oder vertrauen auf Unterlagen, die sie von der Lehrkraft erhalten. Das Schreiben einer Zusammenfassung ist leider nicht üblich.
Die meisten Fragen zu Effekten des Fernunterrichts werden positiv beantwortet. Gezieltes Nachfragen zeigt jedoch Problembereiche auf: Wiederholung kommt den Schülerinnen und Schülern oft zu kurz und die Frage, ob sie gut auf die Prüfung vorbereitet sind, liefert ein eher erschreckendes Ergebnis. Auch Freitextantworten zeigen ein weniger positives Bild, als den anzukreuzenden Items zu entnehmen ist; so wird über Überforderung, fehlende Rückmeldung und Unsicherheit über zu erreichende Lernziele geklagt.
Befragung der Lehrkräfte
Die überwiegende Mehrheit der Lehrkräfte macht regelmäßig Online-Unterricht mit Microsoft Teams, andere Plattformen spielen nahezu keine Rolle. Meist wird Online-Unterricht ungefähr im Umfang des Stundenplanes erteilt. Dies könnte eine Überforderung der Schülerinnen und Schüler mit sich bringen – Stichwort Zoom-Fatigue. Den Freitexten der Schülerbefragung ist allerdings eher ein Übermaß an (Haus-)Aufgaben als eine Überbelastung durch Videokonferenzen zu entnehmen; vermutlich wird mehr auf die Uhr gesehen als auf das Befinden geachtet. Nach Einschätzung der Lehrkräfte kommen Schülerinnen und Schüler überwiegend mit dem Online-Unterricht zurecht – sowohl mit der Technik als auch mit der Methodik. Die Anwesenheit der Schülerinnen und Schüler kann einigermaßen überblickt werden, ob dem Online-Unterricht gefolgt werden kann, eher weniger.
Zur Sicherung von Unterrichtsergebnissen wird überwiegend auf Besprechung, Aufschriebe der Schüler und Lösungsblätter gesetzt. Online-Quiz-Funktionen werden kaum eingesetzt. Die überwiegende Mehrheit der Lehrkräfte stellt ihre Präsentationen aus dem Online-Unterricht Schülerinnen und Schülern zur Verfügung.
Auch zur Verteilung von schriftlichen Aufgaben oder Unterlagen wird überwiegend Microsoft Teams verwendet, obwohl die Ludwig-Erhard-Schule mit Novell Filr® über eine gut funktionierende Private Cloud verfügt.
Es besteht deutlicher Schulungsbedarf, wobei dies weniger die Technik betrifft als mehr die pädagogischen Aspekte: Didaktik und Methodik des Fernunterrichts.
Die persönliche Belastung durch den Fernunterricht ist deutlich höher als die durch Präsenzunterricht, es fällt mehr Zeitaufwand für Vor- und Nachbereitung an, die Abstimmung mit Kolleginnen und Kollegen ist komplizierter und auch der Verwaltungsaufwand ist deutlich größer.
Dennoch sieht die Mehrheit der Lehrkräfte auch für die Zeit nach der Pandemie für sich selbst einen Platz für Online-Unterricht. Dies sollte ein Anlass sein, das Angebot zu verstetigen, zum Beispiel in Form von blended learning, flipped classroom oder weiterer Modelle, die sich noch entwickeln können. Optimal wäre eine gemeinsame pädagogische Aufbereitung der Erfahrungen und Entwicklung passender Unterrichtseinheiten.
Dieser Beitrag erschein erstmals im Jahrbuch 2021/22 der LES.
ZOOM-Fatigue
Zoom-Fatigue hat sich als Begriff für die starke Erschöpfung etabliert, die Videokonferenzen im Vergleich zu Treffen in Person mit sich bringen. Laut Wikipedia (Stichwort Video-Erschöpfung) tragen folgende Faktoren wesentlich dazu bei:
- das Fehlen nonverbaler Hinweise anderer Teilnehmer,
- ausbleibende Reaktionen auf eigene nonverbale Signale,
- durchgehend erforderliche starke Konzentration,
- Probleme mit suboptimaler Ton- und Bildqualität.
Für Fernunterricht kommt noch dazu:
- Insbesondere bei mehreren eingeblendeten Personen oder einem nebenher laufenden Chat (oder noch schlimmer: bei Wechselunterricht mit einem Teil der Teilnehmer in Präsenz) wird eine stark geteilte Aufmerksamkeit gefordert.
- Im Fernunterricht fallen viele Faktoren weg, die den Unterrichtsgang verlangsamen. Dies erhöht die Stofffülle und Stoffdichte beträchtlich.
Durch Einholen aktiven Feedbacks, häufiges Überprüfen des Lernfortschritts und weniger massiven Input lässt sich die Belastung der Schülerinnen und Schüler etwas mildern.